Prettau

Prettau, die nördlichste Gemeinde Südtirols

In der Südtiroler Bezirksgemeinschaft Pustertal befindet sich die nördlichste Gemeinde Südtirols und damit auch die nördlichste Gemeinde von ganz Italien – dies ist die Gemeinde Prettau. Die Gemeinde liegt im Nordosten des beliebten Ferienlandes, im Tauferer Ahrntal.

Prettau, eine Gemeinde mit etwa 530 Einwohnern, liegt direkt an der Staatsgrenze zu Österreich. Die Gipfel der Zillertaler Alpen und der Rieserfernergruppe begrenzen Prettau auf natürliche Weise. Dass sich Prettau inmitten der herrlichen Natur befindet, welches Jahr für Jahr von zahlreichen Erholungssuchenden aufgesucht wird, zeigt sich daran, dass etwa 70 Prozent des Gemeindegebietes im Naturpark Rieserferner-Ahrn liegt.

Auf Italienisch wird Prettau „Predoi“ bezeichnet. Zur Gemeinde gehört der Weiler Kasern. Deutsch ist die dominierende Sprache unter den Einheimischen, welche von zirka 98 Prozent der Einwohner in diesem schmucken Ort gesprochen wird. Der Ortskern von Prettau liegt auf einer Höhe von 1.475 Metern über dem Meeresspiegel; das gesamte Gemeindegebiet erstreckt sich von 1.325 Metern bis hinauf auf eine Höhe von 3.499 Metern über dem Meeresspiegel.

Prettau und die Geschichte

Die Geschichte von Prettau bzw. des heutigen Gemeindegebietes reicht weit in die Vergangenheit zurück. Bereits in prähistorischer Zeit war das Landstück ein gern genutztes Durchzugsgebiet von Nord nach Süd. Leider ist nicht bekannt, wann erstmals die ersten Menschen Prettau als Dauersiedlungsgebiet genutzt haben. Annahmen zufolge sollte diese in der Bronzezeit gewesen sein.

Bis Prettau erstmals urkundlich erwähnt wurde, sollte noch einige Zeit vergehen. Die erste Urkunde, welche den Ort zum ersten Mal nennt, stammt aus dem Jahr 1250. Der Ortsname „Prettau“ hat sich von „Braitenowe“, was eine „breite Aue“ bezeichnet, entwickelt.

Mit der Historie von Prettau ist der Bergbau eng verbunden. Im Jahr 1426 wurde erstmals vom Kupferabbau berichtet, welcher hier betrieben wurde. Die Berichterstattung aus dem Jahr 1426 hatte einen Kaufvertrag zum Gegenstand. Der Büchsenmeister Christoph kaufte in diesem Jahr für 33 Mark drei Pfund Kupfer, um zwei Büchsen für den Landesfürsten zu gießen.

Der Abbau des Kupfers erfolgte bis ins Jahr 1893. Danach wurde der Kupferabbau vorerst eingestellt. Erst im Jahr 1957 wurde der Abbau des Erzes wieder betrieben und im Jahr 1971 endgültig eingestellt. Daran, dass in Prettau über Jahrhunderte hinweg Kupfer abgebaut wurde, erinnert heute das Schaubergwerk Prettau, welches Besucher in die Welt des Bergbaus eintauchen lässt.

Prettau war „Gründungsmitglied“ der Gemeinde Ahrntal, der heutigen Nachbargemeinde, welche im Jahr 1929 durch einen königlichen Beschluss (Dekret) gegründet wurde. Im Jahr 1957 wurde dann Prettau eine eigenständige Gemeinde.

Die Haupteinnahmen der Einwohner von Prettau stammen heute vorwiegend aus der Land- und Forstwirtschaft und vom Fremdenverkehr. Nachdem der Bergbau eingestellt wurde, erzielten die Einwohner vorwiegend ihr Einkommen durch das Klöppeln, welches noch heute aktiv ausgeübt wird.

Das Sehenswerte von Prettau

Prettau hat einiges zu bieten, was sich Besucher und Gäste bei einem Aufenthalt in dem Ort ansehen sollten.

Die Kirche von Prettau

In Prettau befindet sich die St. Valentin-Kirche. Der Kirchenbau stammt aus dem Jahr 1489 und wurde allerdings erst in der Folgezeit erweitert bzw. verlängert. Aus der Erbauungszeit stammt das an der Außenseite zu sehende Christopherusbild. Wer sich die Kirche von innen ansieht, der kann das Netzgewölbe bewundern. St. Valentin, der Namenspatron der Kirche von Prettau, ist auf dem Altarbild zu sehen. Das Altarbild hat Franz Unterberger im 18. Jahrhundert geschaffen.

Heilig-Geist-Kirche und die Warnung vor dem Hochmut

In Kasern, dem Weiler von Prettau, ist die Heilig-Geist-Kirche zu finden. Zu diesem Namen kam die Kirche deshalb, weil vor deren Erbauung genau an dieser Stelle, an der sich das Gotteshaus heute befindet, in der Erde ein läutendes Glöcklein erklungen ist. Wie die Legende zu berichten weiß, wurde nach dem läutenden Glöcklein gesucht. Dabei kam ein Bildnis des Heiligen Geistes zum Vorschein.

Erbaut wurde die Heilig-Geist-Kirche – leider ist das genaue Erbauungsjahr nicht konkret bekannt – um das Jahr 1455. Bischof Nicolaus Cusanus, der damalige Bischof von Brixen, hatte damals das Kirchlein geweiht. In der Erbauungszeit wurde der Kirchenbau kleiner angelegt, als er sich heute zeigt. Eine Vergrößerung erfuhr die Kirche im 16. Jahrhundert.

In der Kirche befindet sich ein Kreuz, bei dem der gekreuzigte Jesus Einschusslöcher hat. Mit diesem Kreuz wird noch heute an eine Geschichte erinnert, welche die Kastelruther Spatzen – die aus dem Südtiroler Schlerngebiet stammende volkstümliche Musikgruppe – im Jahr 2011 in ihrem Lied „Hochmut kommt vor dem Fall“ aufgegriffen hatten. Demnach machte sich ein junger Mann zusammen mit seinen Freunden auf den Weg ins Nachbardorf, um dort bei einem Schützenwettbewerb den ersten Preis zu erzielen. Auf dem Weg dorthin kamen die Leute an dem Wegkreuz vom Prastmann-Hof vorbei. Hier legte der Schütze an und stellte seine Treffsicherheit unter Beweis, indem er den Gekreuzigten traf. Später sicherte sich der Schütze den ersten Preis, einen Jungstier. Diesen Jungstier führte er nach dem Fest nach Hause. Und genau an der Stelle, an dem das Wegkreuz stand, bäumte sich das Tier auf, presste den Schützen mit all seiner Kraft gegen das Kreuz und durchbohrte mit seinen Hörnern sein Herz.

Das Klöppeln

Nachdem die Einnahmen aufgrund des eingestellten Bergbaus wegfielen, hatte man das Klöppeln als Einnahmequelle wiederentdeckt. Dies deshalb, weil bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts etwa 300 Personen gemeldet wurden, welche in Prettau geklöppelt haben. Die Anzahl der Klöppler ist im 19. Jahrhundert sogar auf mehr als 500 Personen angestiegen.

Kurat Johann Pescosta hatte, nachdem das Hausgewerbe merklich abgenommen und damit die Anzahl der Klöppler stark zurückgegangen ist, im Spitzenklöppeln die Möglichkeit gesehen, einen Ersatz für das wegfallende Einkommen aus dem Bergbau zu generieren. Dabei wurde er vom Pfarrer Franz Kleinlechner unterstützt. Drei Frauen nahmen an einem Zentralspitzenkurs teil, bei denen sie das Klöppeln mit all seiner Perfektion vermittelt bekamen. Rose Kofler Mittermair hatte dann schließlich eine Klöppelschule eingerichtet, welche es noch heute gibt.

Heute werden in Prettau durch das Klöppeln Spitzen für Trachtenblusen, Messkleider, Tischwäsche und auch Christbaumschmuck angefertigt.

Das Klöppeln zählt zweifelsohne zu den sehenswerten Dingen von Prettau. Daher sollte sich jeder Besucher die Zeit nehmen, den Frauen zuzusehen, wie sie mit dem Klöppeln handwerkliche Kunstwerke schaffen.

Durch den im Jahr 1994 gegründeten Klöppelverein soll erreicht werden, dass das in Prettau vorhandene Klöppelwissen und –können auch an die nächsten Generationen weitergegeben wird.

Schaubergwerk Prettau

Das Schaubergwerk Prettau zeigt allen Interessierten, wie der damalige Bergbau vonstattenging. Dabei haben die Besucher die Möglichkeit, in die Welt des Bergbaus einzutauchen. In dem Schaubergwerk, in dem extra ein Stollen – der St. Ignaz-Erbstollen – zu einem Schaustollen ausgebaut wurde, wird die schwere Arbeit des Erzabbaus gezeigt. In den Schaustollen fährt man mit einer historischen Grubenbahn hinein und bekommt schon auf der Fahrt in den Stollen hervorragende Eindrücke des Bergbaus. Damit kann sich jeder Besucher in die schwere Arbeit des Kupferabbaus, welche hier über fünf Jahrhunderte geleistet wurde, hineinversetzen.

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