Die Lamprechtsburg bei Bruneck

Wäre die Lamprechtsburg eine trutzige Burg mit beeindruckenden Ausmaßen und ebensolcher historischen Bedeutung, hätte sie einen Platz in den Geschichtsbüchern. So aber hält man sie für ein relativ unspektakuläres Beispiel einer mittelalterlichen Wehranlage. Dennoch finden Historiker und Geologen in ihr ein Paradebeispiel für eine Spornburg, denn sie steht auf einem Bergsporn, wie er schöner nicht sein könnte.

Als Sporn bezeichnet man einen Bergvorsprung, der nach mindestens zwei Seiten steil abfällt. Der Bergsporn für die Lamprechtsburg ist bei Bruneck in Südtirol zu finden und fällt gleich zu drei Seiten steil hinunter in die Rienzschlucht im Pustertal. Als Wehrburg war sie auch deshalb gut geeignet, weil sie vollständig von einer Ringmauer umgeben ist. Der oval angeordnete Grundriss beherbergt noch heute einen Zwinger, den Turm, den Palas und die Kapelle. Mehr gibt es nicht, die Lamprechtsburg war schon immer eher schlicht gehalten.

Geschichte

Der Name der Burg wurde von der Kapelle abgeleitet, die als Vorläufer der späteren Burg dort stand, wo heute die Burgkapelle zu finden ist. Sie war wohl dem Hl. Lambertus geweiht, das kann man zumindest aus ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1075 als Ad Sanctum Lantpertum vermuten. Graf Albert von Tirol erweiterte die Kapelle um eine Wehranlage aus Holz. Sie sollte gegen das Hochstift Brixen wirken, denn dieses hatte ein Auge darauf geworfen. Die Gründe für diese Begehrlichkeiten sind nicht überliefert, wie überhaupt die ganze Entstehungsgeschichte eher im Reich der Vermutungen anzusiedeln ist.

Geschichtlich belegt ist dann allerdings die tatsächliche Übernahme der Burg durch das Fürstbistum Brixen im Jahr 1229. Da hatte wohl auch der Umbau der Holzanlage in eine wehrhafte Steinburg nichts genutzt. Sie konnte auch Karl IV. nicht standhalten, der sie 1336 den Fürstbischöfen wieder abluchste, sie aber nicht lange halten konnte. Als die Lamprechtsburg nur wenige Jahre später wieder zu Brixen und seinen Fürstbischöfen fiel, mussten diese die arg mitgenommene Burg wieder aufpeppeln. Es ist anzunehmen, dass die kirchlichen Immobilienverwalter das Anwesen 1343 mit Gewinn verkauften, was sie einst so dringend haben wollten.

Neue Besitzer waren Bürgerliche, die jedoch mangels männlicher Erben die Burg wieder an die Bischöfe verloren. Nun fand man sich damit ab, dass man die Lamprechtsburg an der fürstbischöflichen Backe hatte und setzte für die nächsten 200 Jahre amtliche Pfleger ein. 1692 gelangte die Burg wieder in Privatbesitz und von dort 1812 an einen Priester. Dessen Nachfahren sind heute noch Burgbesitzer.

Im Palas wird eine Gastwirtschaft betrieben, in der man eine Ahnung bekommt, wie es früher ausgesehen haben mag, denn an der Wand sind die Originaltäfelungen aus dem Mittelalter zu bewundern.

Auf Italienisch heißt die Lamprechtsburg „Castel Lamberto“.

Sagen

Südtirol ist ein Land der Geschichten und Sagen und eine von ihnen spielt in der Gegend um die Lamprechtsburg. Man erzählt sich die Geschichte vom Herrn von Vintler, der vor vielen, vielen Jahren des Nachts auf die Jagd ging. Er stieg von Bruneck aus über die Lamprechtsburg weiter hinauf und fand an einer Wegkreuzung einen Waschtrog, der bis zum Rand gefüllt war mit blitzblank geputzten Schweinezähnen. Weil sie so schön glänzten, steckte er drei Stück davon ein und als er sie am nächsten Tag seiner Frau schenken wollte, hatten sie sich in Geldstücke verwandelt. Glück für die Frau, Pech für Herrn von Vintler, denn als er den Waschtrog vollständig ausräumen wollte, war dieser spurlos verschwunden.

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